Die Altstädter St. Knudsgilde und ihre Geschichte

Schleswigs älteste und mit über 135 Mitgliedern größte Schützengilde kann auf eine lange Tradition zurückblicken – 1449 wurde sie das erste Mal urkundlich erwähnt.

Gilden sind im Mittelalter als Bruderschaften der fahrenden Händler gegründet worden und waren lange Zeit ein besonderes Kennzeichen des west- und nordeuropäischen Wirtschaftslebens. Um 900 bezeugt z.B. eine Runeninschrift eine Gilde friesischer und schwedischer Kaufleute in Sigtuna bei Uppsala.

Gilde bedeutet im Friesischen wie im Altnordischen so viel wie "Gelage" oder "Schmaus" und steht im engeren Sinne für die Festmahlzeiten bei den Gildeversammlungen, die den gastronomisch-rituellen Höhepunkt bildeten. Dem Kaufmann sollte die Gilde auf seinen langen und gefährlichen Fahrten die Sippe ersetzen, im bruderschaftlichen Zusammenschluss Schutz bieten und Unterstützung gewähren.

Deshalb kannten die demokratisch organisierten Gilden auch keinen Anführer, vielmehr war der "Alderman" der altdänischen Schutzgilden ein "primus inter pares", ein Erster unter Gleichen. Man verpflichtete sich aber unter Eid, jedem Gildebruder jede nur erdenkliche Hilfe zukommen zu lassen, sei es Schiffbrüchige aufzunehmen, Gefangene aus der Knechtschaft zu lösen, für Familie, Haus und Hof einzustehen oder bei Vermögensverlust einzuspringen – selbst der Totschläger hatte Anspruch auf Hilfe.

Ebenso wurde der gewaltsame Tod eines Gildebruders von der Gemeinschaft gerächt, wie es in Schleswig im Jahre 1134 passierte:

Die Knuds-Gildebrüder rächten den Mord an ihrem Ältermann und Gildebruder Herzog Knud Lavard. Knud förderte den Handel und wurde zum ernstzunehmenden Anwärter auf den dänischen Königsthron. Zudem soll Knud verstärkt versucht haben, sich in seinem Territorium von der dänischen Krone unabhängig zu machen. Er geriet so in Konkurrenz zu seinem Vetter Magnus, der seinen Vater, König Niels, zu beerben beabsichtigte. Knud starb 1131 durch Meuchelmord – auf Veranlassung seines Vetters Magnus und mit Wissen des dänischen Königs Niels.  Als Knud Lavard starb, nahm die Gilde den Namen

St. Knudsgilde

an.

König Niels fand im Zuge der Auseinandersetzungen 1134 ebenfalls den Tod, als er auf der Flucht in die Stadt Schleswig kam und dort von den Brüdern der Knudsgilde aus Rache erschlagen wurde.

Nach Gründung der ersten Gilde in Schleswig entstanden weitere Knudsgilden im gesamten dänischen und skandinavischen Raum. Die Knudsgilden erinnerten in Struktur und Macht stark an die deutsche Hanse, mit der sie zeitweise direkt konkurrierten.

Die Schleswiger Knudsgilde hatte bedeutenden Einfluss an der Schleswiger Stadtgeschichte. Zeitweise wurde Schleswig direkt von der Gilde regiert. Mit der Reformation verloren die meisten Knudsgilden jedoch an Bedeutung und lösten sich auf.